Russland-Aktuell
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Dienstag, 08.10.2002 | |||||
Studieren in Russland |
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Von Karsten Packeiser, Moskau. Sprachkurs in Sibirien oder Doktorarbeit in Moskau? Heute alles kein Problem mehr. Zu Sowjet-Zeiten war ein Studium in Russland für Westeuropäer nur an ganz wenigen Hochschulen möglich. |
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Teilnehmer der ersten Austauschprogramme mit sowjetischen Hochschulen können von den Vorbreitungsseminaren berichten, auf denen BND-Beamte warnten: „Aus den letzten Gruppen wurden im Schnitt immer zwei bis drei Teilnehmer verhaftet, weil sie zum Beispiel einen Bahnhof fotografierten." Für angehende Akademiker in der DDR war ein Studium beim Großen Bruder dagegen nicht ganz so außergewöhnlich. Abenteuerlustigen Studenten und jungen Wissenschaftlern stehen heute auch ehemals fur Ausländer „geschlossene" Stadte wie etwa Nischnij Nowgorod offen. Aber allein in Moskau gibt es schon über einhundert Hochschulen: darunter auch so kuriose wie die Russische Staatliche Eisenbahner-Universität oder die Internationale Ökologisch-Politische Universität. Allerdings steckt hinter mancher russischen „Hochschule" oder „Universität" auch einfach nur ein Titelhandel. Über die Anerkennung von Prüfungsleistungen entscheidet die jeweilige deutsche Heimatuniversität, über im Ausland erworbene Studienabschlüsse generell der zukünftige Arbeitgeber. Bei den Fachrichtungen Medizin, Rechtswissenschaften und Lehramstsudiengängen sowie zur Führung akademischer Titel ist eine Anerkennung durch die jeweils zuständigen Landesbehörden notwendig. rn
In der Sowjetunion studierte man meist fünf Jahre bis zu einem Abschluss. In den Neunzigern haben viele russische Hochschulen das zweistufige amerikanische Studiensystem mit Bachelor- und Master-Studiengängen eingeführt. Aber nicht wenige Universitäten haben es inzwischen schon wieder abgeschafft. Ausländer müssen für ein Studium in Russland Gebühren bezahlen. Die Studiengebühren unterscheiden sich erheblich je nach Universität und Studiengang. Am teuersten ist das Studium der Fächer Wirtschaft, Jura und Medizin. Das Leben in einem russischen Studentenwohnheim ist preisgünstig, die Lebensverhältnisse sind jedoch gewöhnungsbedürftig.Vor allem unter jungen Menschen aus Asien und Afrika ist ein Vollstudium in Russland trotzdem der niedrigen Lebenshaltungskosten wegen immer noch attraktiv.rn Für Deutsche gibt es die Möglichkeit einer Förderung durch den DAAD oder Auslands-BAFöG. Ein kostenfreies Studium ist unter Umständen auch durch Partnerschaftsabkommen zwischen der deutschen Heimatuni und Hochschulen in der GUS möglich. So vergibt die Universität Passau jedes Jahr vier Stipendien für ein Studium an der Moskauer Staatsuniversität für Management. Die Studenten besuchen das ganze Jahr über einen Sprachkurs der Moskauer Partneruni und sind kostenlos im Wohnheim untergebracht. Dafür bekommen pro Semester 6 Studenten der Managementuni, die den dortigen deutschsprachigen Zusatzstudiengang für BWL besuchen, ein Stipendium für ein Studium in Passau. |