Der Moskauer Amokläufer wollte viel mehr als sechs Menschen erschießen. (Foto: Vesti-Moskwa)
Freitag, 09.11.2012
Amokläufer: „Ich bitte die Angehörigen um Verzeihung“
Moskau. Der Moskauer Amoklauf hätte wesentlich mehr Opfer fordern können. Der Schütze gesteht, er habe 200 Patronen verschießen wollen. Er wollte niemanden schonen, außer der Frau, wegen der er das Blutbad angerichtet hat.
In der russischen Presse sind weitere Einzelheiten des Moskauer Amoklaufs von Mittwoch aufgetaucht. Dmitri Winogradow, der in dem Pharma-Betrieb, in dem er als Jurist angestellt war, sechs Menschen erschossen hat, gab bei einem Verhör an, er habe alle 200 Patronen, die er bei sich hatte, verschießen wollen.
“Dima, tu es nicht!“
Augenzeugen berichten, der Amokläufer hätte „gezielt und gnadenlos auf alle im Büro geschossen“. Retten hätten sich nur die können, die unter die Tische gekrochen waren oder den Raum verlassen konnten.
Allein auf Anna Kasnikowa, seine ehemalige Freundin, hätte er nicht gezielt. Als die Schießerei anfing, habe die ihm zugerufen: „Dima, tu das nicht!“ Nach Angaben des Boulevardblatts „Komsomolskaja Prawda“ soll Winogradow sie angerufen haben, als er sich vor der Tat in der Toilette umzog.
Vor Gericht hatte der Täter am Donnerstag Reue gesagt und die Angehörigen der Opfer um Verzeihung gebeten. Auf die Frage, warum er die Tat begangen hat, sagte er: „Ich sah keinen anderen Ausweg aus dem Leben.“ Er habe sich anschließend selbst töten wollen, aber man habe ihn daran gehindert.
Winogradow wurde inzwischen des mehrfachen Mordes angeklagt und könnte von den Gerichtsmedizinern als unzurechnungsfähig eingestuft werden.
Plötzliche Wutausbrüche
Kasnikowa sagte gegenüber dem „Moskowski Komsomolez“, Winogradow sei „immer höflich, aber menschenscheu gewesen“. Sie hätten sich seit August 2011 nur drei oder vier Mal getroffen, seien essen gewesen oder ins Kino gegangen.
Im Januar hätten sie eine gemeinsame Reise nach Schottland geplant, aber plötzlich habe Winogradow ihr beleidigende SMS geschickt. Später habe er das bereut und sie um Verzeihung gebeten, aber sie hätte die Beziehung beendet.
Dann seien per Telefon und Internet im Wechsel Entschuldigungen und Wutausbrüche gefolgt. Einmal habe Winogradow sie sogar in der Firma tätlich angegriffen.
Die Gewehre, mit denen er das Blutbad anrichtete, waren übrigens legal in seinem Besitz. Er hatte dafür ordnungsgemäß einen Waffenschein beantragt und die nötigen medizinischen Gutachten vorgelegt.
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