Moskau. Für einen Flug zum Mars werden in Moskau Freiwillige gesucht. 458 Tage sollen sie in einer Raumkapsel verbringen. Bereits vor Beginn der Auswahlfrist gibt es begeisterte Anwärter für die Aktion.
Bereits im Herbst dieses Jahres soll die bemannte Mars-Expedition in Moskau starten. Diese Neuigkeit gab der Leiter der staatlichen Raumfahrtgesellschaft, Anatoli Perminow, bekannt. Allerdings wird der Flug vorerst nur virtuell simuliert. Die Versuchspersonen werden während ihres Aufenthaltes in der Kapsel mit Situationen konfrontiert, die während des für das Jahr 2015 geplanten Erstfluges zum Mars eintreten könnten.
Marsmenschen mit stattlichem Gehalt
Obwohl das Experiment noch in der Vorbereitungsphase steckt, haben sich bereits erste Interessenten unaufgefordert als Versuchspersonen beworben. Die Wunsch-Marsianer stammen größtenteils aus Russland, es sind aber auch Bewerbungen aus Australien, Neuseeland, Griechenland und der Ukraine eingegangen. Auch zwei Deutsche haben Interesse bekundet. Die Begeisterung der Bewerber ist dabei möglicherweise eher finanziell als ideell orientiert: Für den Aufenthalt in der Versuchskapsel gibt es monatlich nämlich satte 1000 Dollar (rund 820 Euro).
458 Tage Tubenkost und schwerelose Langeweile
Die letztlich ausgewählten Freiwilligen erwartet eine Kapselhaft von 458 Tagen. Und das mit allen realen Schikanen: Tuben- und Dosenkost, Temperaturschwankungen, Schwerelosigkeit und - Langeweile. Vor zehn Jahren hatte es in Russland ein vergleichbares Experiment gegeben, bei dem eine Versuchsperson insgesamt 14 Monate in einer engen Kapsel zubrachte. Dies wertet Anatoli Permikow als Beweis für seine These, dass ein Flug zum Mars prinzipiell möglich ist.
Ganz ungefährlich ist die Teilnahme an dem Projekt natürlich nicht. Selbst bei der Simulation sind Gefahrensituationen nicht auszuschliessen, obwohl etwa Versuche mit radioaktiver Strahlung nur an Tieren durchgeführt werden sollen. Die endgültigen Ergebnisse des bodenständigen Mars-Experiments sollen vor allem bei der Konstruktion des reellen Raumschiffes helfen. An ersten Entwürfen wird in Moskau bereits gearbeitet.
Ein Notruf braucht 20 Minuten bis zur Erde
Als Hauptproblem gilt nicht die im Vergleich zur Erde um 40% geringere Erdanziehungskraft, sondern vor allem die vollständige Autonomität des Fluges. Die künftigen Besatzungsmitglieder müssen damit rechnen, dass der Kontakt zur Erde abreißen könnte und sie alle notwendigen Entscheidungen eigenhändig treffen müssten. Selbst bei bestehender Verbindung würden die Signale nur sehr zeitverzögert übertragen – 20 Minuten bräuchten die Funksignale bis zur Kontrollstation auf der Erde, eine Antwort von dort eine ebenso lange Zeit. Doch gerade in Extremsituationen kann jede Sekunde entscheidend sein.
Frauen bleiben im Notfall cooler
Die Wissenschaftler betonen in ihrer Ausschreibung, es könnten sich Frauen wie Männer für das Projekt bewerben. Was zähle, sei die Professionalität und Frauen würden etwa in Stresssituationen überlegter handeln. Wegen der Vergleichbarkeit der Versuchsergebnisse sollte die Mannschaft jedoch ähnliche Vorraussetzungen mitbringen, also gleiches Geschlecht, Alter und Gewicht. Die endgültige Auswahl der Teilzeit-Marsianer ist für Oktober angesetzt.
(aj./rufo)
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