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Die Lenin-Mumie im Moskauer Mausoleum ist wieder für Besucher zugänglich (Foto: trud.ru) | |
Dienstag, 21.04.2009
Toter Lenin empfängt wieder - aber im alten Anzug
Moskau. Das Lenin-Mausoleum hat nach zwei Monaten Renovierungspause wieder geöffnet. Die Mumie des Proletarierführers wurde in dieser Zeit aufgefrischt, aber nicht neu eingekleidet: Für einen Anzug fehlt das Geld.
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Der 1924 verstorbene Anführer der russischen Oktoberrevolution bekommt inzwischen auch die Wirtschaftskrise zu spüren: Während der zwei Monate dauernden Sanierung des Mausoleums und seines einzigen „Bewohners“ hätte Lenin eigentlich auch dringend neu eingekleidet werden müssen.
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Alle anderthalb Jahre muss die Mumie von Fachleuten neu einbalsamiert werden, um den natürlichen Verfallsprozess zu stoppen. Lenin kommt dazu in ein spezielles Kräuterbad.
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Lenins Kleidungs-Stil kommt heute zu teuer Zu Sowjetzeiten bekam Lenin bei jedem zweiten „Kuraufenthalt“ auch einen neuen Anzug angemessen, denn die Konservierungsmittel greifen den Stoff an: Er wird eigens aus einem teuren Schweizer Wollstoff geschneidert, den Lenin auch zu Lebzeiten für seine Kleidung bevorzugte. Doch mittlerweile muss Lenin sein altes Gewand auftragen: Zuletzt bekam er 2003 einen neuen Anzug – der auch dieses Mal nur wieder gründlich gereinigt und gebügelt wurde.
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Der russische Staat zahle für den Unterhalt des Mausoleums keine Kopeke, beschwert sich Juri Denissow-Nikolski, Vizedirektor des „Allrussischen Wissenschaftlichen Forschungsinstitutes für Medizin- und Aromapflanzen“, das an der Balsamierung der Lenin-Mumie beteiligt ist. „Alles wird durch Mittel der Lenin-Mausoleums-Stiftung und Spender getragen. Und jetzt kam auch noch die Krise hinzu“, so der Balsamierungs-Experte.
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Die Mumie bleibt noch 100 Jahre ansehnlich Die bei Lenin angewandte Mumifizierungs-Technik erlaubt den Erhalt des Leichnams noch für etwa 100 Jahre, sagte Denissow-Nikolski der Zeitung „Trud“. Insofern haben die Lenin-Verehrer durchaus noch Zeit, um Geld für einen neuen Anzug ihres Idols zu sammeln - sofern sich der russische Staat nicht doch eines Tages für eine Umbettung und Bestattung der historischen Leiche entschließt.
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Will man Wladimir Iljitsch Uljanow von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, so ist dazu jetzt auf dem Roten Platz wieder Gelegenheit: Das Mitte Februar geschlossene Mausoleum wurde am Samstag wieder geöffnet.
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Kleiner Mausoleums-Knigge Täglich außer Montag und Freitag kann man von 10 bis 13 Uhr am Glassarkophag vorbeidefilieren: Die von den Wachsoldaten durchgesetzten Benimm-Regeln verlangen dabei, dass Männer den Hut abnehmen, Frauen hingegen ihr Haupt bedecken, die Hände nicht in den Taschen stecken - und alle bitteschön ein angemessen ernstes Gesicht machen. Fotoapparate, Handys und allerlei harte Gegenstände sind zuvor bei der Kremlwache zu deponieren.
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Wer den Revolutionsführer besonders verehrt, sollte seine Visite übrigens auf den morgigen Mittwoch legen: Dann jährt sich Lenins Geburtstag zum 139. Mal.
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