Der große Chimki-Naturpark bei Moskau ist in Gefahr. (Foto: ecmo.ru)
Mittwoch, 03.02.2010
Umweltschützer gegen Abholzung des Chimki-Waldes
Moskau. Wird der Chimki-Wald dem Bau einer Schnellautobahn nach Petersburg zuliebe doch abgeholzt? Umweltschützer warnen ausländische Banken vor Finanzierung eines gesetzwidrigen Projekts und ziehen gegen Putin vor Gericht.
Russische Umweltschützer haben im Januar einen öffentlichen Brief an europäische Investoren des Autobahn-Projekts verfasst: an die Europäische Bank für Rekonstruktion und Entwicklung (EBRD), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Weltbank (WB).
Der Bau der Schnellautobahn Moskau-Petersburg würde den Waldgürtel Moskaus zerstören, heißt es im Brief. Die Verordnung des russischen Premierministers über den Verlauf der Straße werde im Obersten Gericht des Landes angefochten. Die Finanzierung dieses gesetzwidrigen Bauprojekts wäre ein Verbrechen, verweisen die Autoren des Schreibens.
Den Brief unterzeichneten rund 40 Organisationen, darunter Vertreter von Greenpeace, der Nordkaukasischen Naturschutzwache, der Moskauer Universität sowie der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Proteste seit drei Jahren
Der Chimki-Wald in dem gleichnamigen nördlichen Vorort von Moskau ist ein wichtiger Teil des Moskauer Waldgürtels und gilt als ein einmaliger Naturpark. Seit drei Jahren besteht allerdings der Plan, gerade durch diesen Wald die neue und gebührenpflichtige Schnellstraße Moskau-Petersburg zu ziehen.
Die Einwohner von Chimki und von Moskau protestierten jahrelang gegen den Bauplan. Nach ihrer Meinung sei es durchaus möglich, die Trasse so zu verlegen, dass sie kaum länger würde, dabei aber den Wald umginge.
Auch der Minister für Naturressourcen Jurij Trutnew unterstützte im September letzten Jahres die Protestierenden und versicherte, er werde mit der Regierung über mögliche Veränderungen des Schnellbahnprojekts reden.
Jedoch gerade als die Verteidiger von Chimki positive Signale von oben zu bekommen glaubten, ließ Putin mit einer Verordnung vom 5. November 2009 knapp 145 Hektar des Waldparks von Chimki in die „Kategorie von Industrieböden […] für den Bau der Autobahn“ überführen.
„Die Verordnung kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagte die Aktivistin Jewgenija Tschirikowa gegenüber Russland- Aktuell. „Wir haben drei Jahre lang gekämpft. Die Bevölkerung, die Moskauer Duma, Organisationen und der Minister Trutnew haben uns unterstützt. Und nun wird die Meinung aller dieser Menschen ignoriert“, so Tschirikowa.
Im Dezember reichte Tschirikowa mit weiteren Aktivisten von Chimki eine Klage gegen Putins Verordnung beim Obersten Gericht Russlands ein. Die erste Verhandlung findet am 1. März statt.
Besonders optimistisch sind die Aktivisten aber nicht. „Wir verstehen gut, dass unsere Gerichte handzahm sind. Jedoch die Verordnung als gesetzwidrig anzuerkennen, wäre eine Chance für den Staat, noch sein Gesicht zu wahren“, so Jewgenija Tschirikowa.
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